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22.08.2008

Politische Entscheidungen




Manz hadert mit Kampfgericht

Das deutsche Jugend-Team hat beim olympischen Taekwondo-Turnier in Peking kräftig Lehrgeld bezahlt. Vier Starter - ein fünfter Platz, so lautet die Ausbeute der zwei Frauen und zwei Männer, die mit einem Durchschnittsalter von 19,75 Jahren das jüngste Team im gesamten deutschen Olympia-Aufgebot stellten. Auch Europameisterin Helena Fromm, die als letzte Athletin auf die Matte musste, blieb der angestrebte Erfolg versagt. Sie schied nach einem Sieg und einer Niederlage aus. "Jetzt bin ich in der Stimmung, dass ich nur noch nach Hause will", sagte die 21 Jahre alte Münchnerin. "Ich habe Fehler gemacht, die man auf diesem Niveau nicht machen darf."
 
Hadern mit Kampfrichterentscheidungen
 
Das gleiche sportliche Schicksal hatte in den Tagen zuvor Levent Tuncat (Duisburg/20 Jahre) und Symeyye Gülec (Nürnberg/18 Jahre) ereilt. Flatternde Nerven machten ihnen einen Strich durch die Rechnung. Lediglich der 20-jährige Daniel Manz aus Friedrichshafen ließ sich vom olympischen Flair nicht beeindrucken und verpasste nur aufgrund zweifelhafter Punkt- und Kampfrichter-Entscheidungen Edelmetall. Männer-Trainer Waldemar Helm sprach gar von einer "gestohlenen Medaille". "Das Quäntchen Glück und die mentale Stärke haben gefehlt", befand Bundestrainer und Teamchef Markus Kohlöffel.
 
Die ernüchternde Bilanz stößt die Taekwondoka jedoch nicht ins Jammertal. "Es ist nicht tragisch, dass wir ohne Medaille heimfahren", meinte Kohlöffel. "Das ist ein Perspektiv-Team für London 2012. In vier Jahren haben unsere jungen Leute Gold-Chancen." Nach der Silbermedaille von Sydney 2000 durch den Offenbacher Faissal Ebnoutalib müssen sich die deutschen Athleten damit weiterhin in Geduld üben.
 
Eingang in Taekwondo-Historie
 
Unter dem Strich findet dieses Turnier zumindest mit einer Fußnote Eingang in die Taekwondo-Historie. Helena Fromm ist die erste deutsche Athletin, die bei Olympia einen Kampf gewonnen hat. Der 6:1-Sieg gelang gegen Mariama Dalanda Barry aus Guinea. "Und das macht mich stolz", versicherte die schöne Helena.
 
Politische Konzessionsentscheidungen
 
Wenig stolz kann indessen der Weltverband auf sein Bewertungssystem sein. Nicht selten wurden den Athleten von den vier Punktrichtern klarste Treffer versagt. Hinter vorgehaltener Hand wurde von politischen Konzessionsentscheidungen gesprochen. Führende Taekwondo-Nationen wie Südkorea, China und Taiwan litten dagegen kaum unter den subjektiven Bewertungen.
 
In Europa wurde bereits die elektronische Treffer-Erfassung nach dem Vorbild der Fechter bei großen Turnieren getestet und für gut befunden. "Da stehen auf dem Siegerpodest plötzlich ganz andere Kämpfer als bei der üblichen Bewertung", sagte Kohlöffel. In London 2012 wird das neue, von einer deutschen Firma entwickelte System Standard sein.
 
Franko Koitzsch, dpa

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